Wirtschaftsakademie Oberösterreichische Nachrichten

Angeblich hat Europa den Anschluss bei der Digitalisierung verpasst. Die digitale Welt wird heute von Amazon, Google, Facebook & Co dominiert. Diese Firmen erscheinen uns unbesiegbar - so wie damals Nokia, Kodak oder MySpace. Ich nenne das die "Illusion des Faktischen". Dabei hat Google gar keine Zukunft.

Die Wirtschaftsakademie der OÖN

Die OÖNachrichten Wirtschaftsakademie bringt seit Jahren nationale und internationale Spitzenreferenten zu aktuellen Themen nach Linz. Am 28. Juni 2021 durfte auch ich mit meinem Vortrag "Bullshit 4.0 – oder die Wiederentdeckung des Unternehmertums" spannende Impulse an die Teilnehmer übermitteln.

Industrialisierung war gestern

Größer, besser, schneller - das sind verblassende Ideale der Industrialisierung. Während der industriellen Revolution wurde Kreativität in Stahl gegossen. In der digitalen Revolution wird Kreativität in Algorithmen gegossen. Die Digitalisierung ist die Verwandlung aller Technik in Informationstechnik. Man kann natürlich versuchen, diesen Wandel klein zu reden. Man kann sagen, es wäre lediglich eine vierte industrielle Revolution. Man kann dem Dämon einen bekannten Namen geben, um sich selbst zu beruhigen. Zähmen wird man ihn damit nicht. Digitalisierung als Industrie 4.0 zu bezeichnen, ist bestenfalls Bullshit 4.0. Somit ist die digitale Revolution keine vierte industrielle Revolution, sondern ihr Ende.

Die Zukunft der Arbeit

Unsere Großeltern mussten in Fabriken unmenschliche Arbeit verrichten. Warum? Weil Roboter noch nicht erfunden waren. Die schlechte Nachricht hier: Wir werden auch in Zukunft noch arbeiten müssen. Arbeit geht nie aus. Wenn eine Aufgabe durch die Digitalisierung verschwindet, war sie von vorn herein nicht für Menschen gedacht. Menschlichkeit wird immer das sein, was bleibt - nachdem alles Unmenschliche digitalisiert wurde. Wird sich die Arbeit verändern? Klar. Das war immer so. Langweilige Routinetätigkeit verschwindet. Künstliche Intelligenz verwandelt die Erfahrung eines Unternehmens in effiziente Prozesse, damit sich die Mitarbeiter auf das Wesentliche konzentrieren können: Kundenbeziehung und Innovation. Wir werden mehr Verantwortung für unsere eigene Arbeit übernehmen. Das bedeutet mehr Selbständigkeit - im wörtlichen Sinn. Digitalisierung bringt mehr Eigenverantwortung. 

Kleine agile Unternehmen werden stärker

Großkonzern war gestern. Diese sind im 19. Jahrhundert entstanden, weil es damals noch keine Digitalisierung gab. Erstmals seit dem Jahr 2001 sinkt die Unternehmensgröße. Zwar hat die absolute Beschäftigung zugenommen, ebenso die Anzahl der Unternehmen. Aber die Anzahl der Mitarbeiter pro Unternehmen ist gesunken. Im Durchschnitt werden die Unternehmen immer kleiner. Die digitale Zukunft gehört den kleinen agilen Unternehmen, die direkt am Kunden sympathisch agieren - online und offline. Wohlstand kommt nicht von alleine - dieser muss erwirtschaftet werden - von Unternehmern. Die digitale Zukunft ist offen. Nur bei einem bin ich mir sicher: Es wird eine gute Zukunft für unternehmerische Menschen.

Hier geht's zum TV-Beitrag.


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