Sizilianische Investment Methode: Warum ich Angel Investor wurde
Warum sollte man einem Startup das eigene hart verdiente Geld überlassen? Warum in eine Sache investieren, wo es keine Sicherheiten gibt? In diesem Blog Beitrag erkläre ich meine Sizilianische Investment Methode und warum diese funktioniert.
Wie kann man ein kleines Vermögen mit Startups verdienen?
Indem man ein großes Vermögen investiert. In den meisten Ranglisten sind Startups in der schwächsten Investment-Kategorie zu finden. Und das obwohl einige der heute erfolgreichsten Firmen der Welt wie Google, Facebook, Amazon und viele mehr vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten noch Startups waren. Dabei wird leicht übersehen, dass hinter jedem erfolgreichen Startup, hunderte von gescheiterten Unternehmen stehen. Diese sogenannten Survivorship Bias lassen uns die verhältnismäßig wenigen Erfolge beneiden und die überwältigend vielen Misserfolge vergessen.
Ein Startup ist im Unterschied zur normalen Unternehmensgründung nur dann ein Startup, wenn das Risiko des Scheiterns enorm ist. Andernfalls ist es bloß eine der vielen normalen, also risikoarmen Gründungen, oft in der Dienstleistungsbranche wie zum Beispiel Gastronomie, Handel oder Softwareentwicklung. Risiko alleine reicht natürlich nicht. Es muss zugleich das segensreiche Potenzial der Zerstörung ganzer Wirtschaftszweige gegeben sein. Denn nur durch die Zerstörung des Guten durch das Bessere kann eine bessere Welt für alle entstehen.
Wenn ein Wirtschaftsbereich dieser segensreichen Zerstörung zu lange nicht ausgesetzt war, dann gerät er in ein gefährliches Gleichgewicht. Es entsteht immer mehr vom Gleichen - also immer mehr Wettbewerb auf Basis der gleichen Geschäftsmodelle. Konsumenten mag das auf den ersten Blick recht sein, Mitbewerb der ewig gleichen Geschäftsmodelle senkt nämlich den Preis, bis am Ende kein segensreicher Profit mehr übrig bleibt. Damit ist ein Hauptziel des Marxismus erreicht, die angeblich bösen Gewinne kommen der Allgemeinheit zugute, nicht der Arbeiterklasse wie Karl Marx sich das dachte, sondern der Klasse der Konsumenten, also allen.
Startups als Wette auf eine bessere Zukunft
Das Startup ist immer eine Wette auf die Zukunft. Wetteinsatz ist das ganze Unternehmen. In diesem Sinne ist Tesla immer noch ein Startup. Wie bei seinen anderen Unternehmen, z.B. dem Raumfahrtunternehmen Starlink setzt Elon Musk alles auf eine Karte. Auch bei Steven Jobs Apple kann man die aus damaliger Sicht wahnwitzig riskante Idee bei einem Telefon auf Tasten zu verzichten, als Startup Verhalten identifizieren. Erfahrene Investoren gehen davon aus, dass von zehn Unternehmen, in die sie investieren, acht scheitern oder stagnieren und höchstens zwei die Investments wieder herein spielen oder den Gewinn ermöglichen, der benötigt wird, um ihn in weitere Startups zu investieren.
Wer Profit schlecht findet, hat nicht verstanden was nachhaltiges Unternehmertum bedeutet. Eine bessere Welt durch Startups entsteht dann, wenn unternehmerische Menschen ihre Festanstellung durch Selbstausbeutung ersetzen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Unternehmen - ob groß oder klein - aus den vielen alternativen Innovationsmöglichkeiten nur auf eine konzentrieren. Da sich finanzstarke Unternehmen nicht mit dem eigenen Scheitern bestimmter Projekte abfinden wollen, wird immer wieder Geld nachgeschossen. Startups sind viel effizienter. Wenn es nicht funktioniert, rutscht es in die segensreiche Pleite, bevor erfolglose Projekte zu lange weiterverfolgt werden.
Konzerne andererseits sind nicht von der Lust auf Neues und Veränderung getrieben, sondern von der Angst vor Fehlentscheidungen. Ein Konzern kann sich Scheitern nicht leisten, ein Startup hingegen ist gar kein Startup, wenn das Risiko des Scheiterns nicht gegeben ist. Auch wenn es Startups schon sehr lange gibt, der Boom beginnt erst mit der Digitalisierung, weil Software viel geringere Einstiegskosten und Hürden erzeugt als zum Beispiel die Automobilindustrie. Während klassische Unternehmen nach Lösungen für die Probleme ihrer Kunden suchen, sind Startups Lösungen auf der Suche nach Problemen. Es ist schon lange bekannt, dass Erfinder am Anfang gar nicht wissen können, wozu ihre Erfindung gut sein könnte.
Viele Beispiele zeigen, dass der Markt für bestimmte Lösungen reif sein muss. Wenn aber dieser Reifegrad erreicht ist, schießen vergleichbare Lösungen wie Pilze aus dem Boden. Ein Konzernchef hat einmal eine gute Metapher dafür gefunden: Als großes Schlachtschiff ist man zwar nicht mehr so wendig, aber man kann sich mit vielen Kanonen gegen die Feinde wehren. Startups sind im Vergleich dazu kleine wendige Schnellboote mit nur einer Kanone. Wenn der eigene Markt von 100 Startups gleichzeitig angegriffen wird, braucht nur eines dieser Startups den großen Dampfer treffen und schon hat man verloren, selbst wenn man vorher vielen anderen Startups zuvorgekommen ist.
Dies bringt den evolutionären Charakter des Startup Business gut zur Geltung. Intelligent Design, die Schöpfung durch einen hierarchisch intelligenten Gott oder eben Konzernchef steht dem Experiment von 100 anderen gegenüber, von denen keines der Startups weiß, ob es richtig liegt. Aber für die Gesamtökonomie reicht es aus, wenn eines davon durchkommt. Survival of the fittest schlägt die noch so intelligenteste Konzernstrategie, wenn der Markt ausreichend verkrustet ist.
Die Sizilianische Investment Methode: Ich weiß wo die Gründer wohnen.
Meistens investiere ich in Startups, die sich in einer ganz frühen Phase befinden. Es existiert nur eine Idee, die natürlich überzeugend sein muss. Aber das wichtigste ist das Team. Oft investiere ich beispielsweise in Startups ehemaliger Mitarbeiter. Die Wahrscheinlichkeit über den Tisch gezogen zu werden, weil man natürlich niemals kompletten Einblick in die Unternehmen hat, reduziert sich dadurch signifikant. Und wenn das Unternehmen scheitern sollte, dann verlasse ich mich darauf, dass die Gründer alles getan haben, was möglich war. Mehr kann man nicht erwarten.
Eine Umfrage in Großbritannien unter Business Angel Investoren hat ergeben, dass sie durchschnittlich 9% ihres Vermögens in Startups investieren. Das wichtigste Motiv für das Investment: Unterhaltung. Kaum etwas macht einem gereiften Unternehmer mehr Spaß, als Teil einer vom Unternehmer-Spirit angetriebenen Community zu sein. Für mich kommt der Wissenserwerb als zusätzliches Motiv hinzu. In meiner operativen Zeit als Unternehmer war ich an der Spitze meines Marktsegments. Als Redner brauche ich nun Spitzen-Knowhow in dem breiten Feld der Digitalisierung und Zukunft. Was erlaubt mir einen besseren Zugang zu diesem Wissen als Teil unterschiedlichster Entwicklungen auf verschiedenen Kontinenten zu sein?
Um im Startup-Business generell am Laufenden zu bleiben, habe ich in die australische Firma Cake investiert, die das lästige Beteiligungsmanagement für Startups auf brillante Weise automatisiert. So erhalte ich auch Zugang zu neuen Entwicklungen und Investitionsmöglichkeiten in Australien und der ganzen Welt. Weil Blockchain vermutlich die wichtigste digitale Technologie der nächsten Jahrzehnte bleibt, habe ich hier in mehrere Unternehmen von Großbritannien bis Singapur investiert. Eines dieser Unternehmen hatte zwischendurch einen Wert von einer halben Milliarde Dollar, also ein beinahe Einhorn, bis die Bewertung im Zuge der Bitcoin Krise 2018 und dem Skandal rund um Wirecard wieder auf fast den ursprünglichen Wert zusammengeschrumpft ist.
Ein wichtiges Kriterium, um als Einzelinvestor erfolgreich zu sein, ist das eigene Scheitern. Und das habe ich mit der Firma visalyze im Silicon Valley mit Bravour hinter mich gebracht. Das ist jedoch eine andere Geschichte. Als Einzelinvestor kauft man sich in erster Linie nicht den Anteil an einem möglichen zukünftigen Gewinn, sondern Arbeit. Es wäre schade, wenn die eigenen Erfahrungen aus der operativen unternehmerischen Tätigkeit brachliegen würden. Daher investiere ich in erster Linie in Firmen, die mich auch brauchen. Schließlich soll mir nicht langweilig werden.
Das Engagement ist mit jenem der Großeltern meiner Kinder zu vergleichen. Sie freuen sich, wenn die Enkelkinder bei Ihnen sind, sind aber froh, wenn sie sie wieder an die Eltern abgeben können. Und so ist es auch bei der Unterstützung der Startups im operativen Geschäft. Es macht Spaß sich knöcheltief einzubringen und es danach wieder sein lassen zu können, um dann später in Vorträgen mit diesen Erfahrungen anzugeben.
Neben Blockchain interessieren mich vor allem Investments in Künstliche Intelligenz oder Quanten Computing. Da es noch ausgesprochen wenige Quantencomputer Startups gibt, sind meine Versuche hier zu investieren bisher nicht von Erfolg gekrönt. Dennoch ist mir der Einstieg in das Verständnis und die Potenzialabschätzung dieser wichtigen Technik gelungen. Weil ich aber auch neue Lerntools sehr spannend finde, habe ich ein Investment in digitales Sprachenlernen getätigt. Als studierter Raumfahrttechniker faszinieren mich außerdem Astromining, atomare Müllverbrennungsanlagen und Geoengineering. Das ist jedoch ein Fokus für die Zeit nach den ersten Exits.
Einen letzten Vorteil des Einzelinvestors möchte ich euch nicht vorenthalten: Man wird zu vielen interessanten Veranstaltungen eingeladen, zu denen man sonst keinen Zugang hätte.