ORF: Smartphone als digitaler Schnuller

Gerade für Familien sind Smartphone, Tablet, Facebook und Co zur großen Herausforderung geworden. Über den vernünftigen und achtsamen Umgang mit digitaler Technik wurde ich vom Österreichischen Rundfunk befragt.

Wie viel Smartphone und Tablet braucht und verträgt die Familie?

Das Mobiltelefon wird oft benutzt, um die Kinder für ein paar Minuten ruhig zu stellen, um wenigstens einmal in Ruhe duschen gehen zu können, denn oft geht es nicht anders. Eine für viele bekannte Situation in den eigenen vier Wänden: Die Familie sitzt gemeinsam am Tisch, keiner sagt etwas, jeder schaut auf das Display seines Handys. Die modernen Geräte können jegliche Kommunikation zum Erliegen bringen.

Das Tablet ist zum digitalen Schnuller geworden

Die digitalen Helfer sind mittlerweile - überspitzt gesagt - so etwas wie ein Babysitter-Ersatz geworden. Wir erleben immer mehr Eltern mit Kleinkindern, die auf Grund ihrer beruflichen Belastung auch einmal Ruhe haben wollen. Das ist nachvollziehbar, wenn man am Abend erschöpft nach Hause kommt und dann die Kleinkinder vor das Tablet setzt. Natürlich funktioniert diese Methode. Sie ist sozusagen der digitale Schnuller. Das alles hat aber auch massive Nebenwirkungen auf die Kinder. Es verändert zum Beispiel unser Kommunikationsverhalten, wie wir miteinander sprechen und auch wie viel wir miteinander sprechen, sagt Neurobiologe Bernd Hufnagl.

Smartphones als Babysitterersatz
Immer öfter werden Kleinkinder mit dem Smartphone „ruhig gestellt“ bzw. abgelenkt. Quelle: ORF

Die Dosis von Smartphone und Kleinkind

Smartphones und Tablets aus den eigenen vier Wänden verbannen, kann nicht die Lösung sein. Experten empfehlen, Vorbild in der Nutzung der digitalen Medien zu sein und diese nicht generell zu verteufeln. Die Dosis macht das Gift und ich nenne den richtigen Umgang immer hirngerecht anwenden. Man sollte Kindern ab einem gewissen Alter beibringen, dass das Handy nicht nur ein Spielzeug ist, sondern auch ein Werkzeug, so Neurobiologe Hufnagl.

Selbstwert muss bei Kindern entwickelt werden

Mein Beitrag dazu: Die junge Generation kommt mit den neuen Medien zurecht, oft würden sich Erwachsene grundlos Sorgen um ihre Kinder machen, aber im Grunde sollten sich Kinder in Sachen Medien Sorgen um die Erwachsenen machen. Mit einem Smartphone und Tablet geht es auch um den Selbstwert, denn in den sozialen Medien gibt es einen ständigen Vergleich. Und das ist ein ganz natürlicher Instinkt sich mit anderen zu vergleichen, aber auf Instagram wird es immer jemanden geben, der schöner, besser oder reicher ist. Deshalb kommt es darauf an, dass wir bei unseren Kindern den Selbstwert entwickeln und zwar viel früher als es bei unserer Generation nötig war.

Bei uns gilt die Familienregel: Smartphone am Esstisch ist verboten - außer für die Eltern

Nicht vergessen werden darf bei all den Diskussionen rund um Smartphones und Tablets: Sechs von zehn Kindern werden in Zukunft einen Beruf ausüben, den man sich heute noch nicht vorstellen kann und die passenden Kulturtechniken dazu lernt der Nachwuchs bereits heute.

#25 „Macht das Smartphone süchtig?“ mit Bernd Hufnagl, Neurobiologe und Hirnforscher

Ein Architekt sieht sein fertiges Produkt erst Jahre später - wenn überhaupt. Software ist anders: Ich erinnere mich noch genau wie mein erstes Computerprogramms am Bildschirm erschien - ein richtiger Dopaminstoß! Programmieren macht süchtig, weil das Erfolgserlebnis sofort eintritt. Was Hormone sonst noch mit unserem Hirn machen, wenn wir Informationstechnik verwenden, diskutiere ich mit meinem heutigen Gast Bernd Hufnagl.

July 20, 2021

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